Kapuzinergruft - die Begräbnisstätte der Habsburger in Wien
Tegetthoffstraße 2
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1/5126853-16
info@kapuzinergruft.com
http://www.kapuzinergruft.com
Die Kapuzinergruft (auch Kaisergruft genannt) ist die Begräbnisstätte der Habsburger in Wien. Die Gruft befindet sich am Neuen Markt, unter der Kapuzinerkirche und wird von den gleichnamigen Ordensbrüdern, den Kapuzinern betreut.
Unter der bescheidenen Kirche und dem Kloster des Kapuzinerordens ruhen die Überreste der Herrscherinnen und Herrscher jener Dynastie, in deren Reich einmal die Sonne nicht unterging. Ein Rundgang durch die Kapuzinergruft führt durch 400 Jahre österreichischer und europäischer Geschichte, vom Dreißigjährigen Krieg über Revolutionen bis hin zu ersten Ideen für ein vereintes Europa.
Die größten Künstler ihrer Zeit gestalteten die Grufträume, auf den Särgen zeugen vielfältige Symbole der Macht vom imperialen Anspruch der Dynastie. Sinnbilder der Vergänglichkeit und des Glaubens spiegeln persönliches Gottvertrauen und Demut vor dem Schöpfer wider. Letztlich berühren jedoch die menschlichen Schicksale hinter den Ämtern, den Triumphen und Niederlagen. Heute ruhen die sterblichen Überreste von 150 Persönlichkeiten in der Kapuzinergruft.
Die Gruft
Die Gründung der Gruft wurde 1618 testamentarisch von Kaiserin Anna festgelegt. Der Bau begann 1622 und dauerte 11 Jahre. Nach der Fertigstellung im Jahr 1633 wurden die Särge von Kaiserin Anna und ihrem Gemahl Kaiser Matthias in die Gruft überführt.
Kaiser Ferdinand III. gab den Auftrag zur Erweiterung der Gruft. Dadurch schuf er die Grundlage zum Ausbau der Kaisergruft zu einer Erbbegräbnisstätte der Familie Habsburg.
Durch mehrfache Erweiterungen und Umbauten während vier Jahrhunderten wurde die Gruft auf insgesamt zehn Grufträume erweitert, in denen die Sarkophage, Herzurnen und Grabmonumente der Habsburger ruhen. Die Kapuzinergruft reflektiert das Spektrum ihrer menschlichen Schicksale und bewahrt die Herrlichkeit einstiger Größe im Tode.
Heute liegen in der Kaisergruft 12 Kaiser, 19 Kaiserinnen und viele weitere Mitglieder der Familie Habsburg.
Künstlerisch bemerkenswert ist die Karlsgruft (unter Kaiser Karl VI. vor 1720 angelegt, geplant von Johann Lucas von Hildebrandt) und die Maria-Theresiengruft (1758, geplant von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey und Nikolaus Pacassi), die in einem anmutigen Rokokostil gehalten ist.
Bis heute finden Begräbnisse in der Kaisergruft statt: 1989 wurde Zita, die letzte österreichische Kaiserin, hier bestattet. Und am 16. Juli 2011 fand ihr ältester Sohn, der ehemalige Kronprinz und Europa-Politiker Otto Habsburg, gemeinsam mit seiner Frau Regina hier seine letzte Ruhestätte.
Öffnungszeiten
Täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr, letzter Einlass ist um 17:30 Uhr
Geschlossen am 1./2. November, 24./31. Dezember, 1. Jänner
Führungen
Neben den feststehenden Hausführungen werden auf Anfrage auch Familienführungen, Abendführungen und Führungen für Gruppen angeboten.
Die Führungszeiten sehen Sie unter www.kapuzinergruft.com
Eintrittsgebühren und weitere Informationen
finden Sie unter www.kapuzinergruft.com
Die Habsburger
Das Haus Habsburg, ehemaliges Herrschergeschlecht Österreichs, hatte jahrhundertelang eine führende Rolle in Europa inne und lenkte fast 650 Jahre die Geschichte des Landes. Sein Name geht auf die Stammburg Habichtsburg im heutigen Schweizer Kanton Aargau zurück. Die Ahnherren wie Graf Guntram „der Reiche“, aus dem Geschlecht der elsässischen Etichonen, verfügten über Besitzungen im Elsass, Breisgau und Aargau und führten den Familiennamen Habsburg seit 1108.
Der Beginn der Dynastie
Der erste Regent des Hauses Habsburg, König Rudolf I., wurde 1273 zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Nach seinem Sieg über König Ottokar von Böhmen, in der Schlacht auf dem Marchfeld, stieg sein Haus vom Grafen- in den Fürstenstand auf und übernahm die ehemals babenbergischen und sponheimischen Länder. Die Habsburger herrschten fortan über die Herzogtümer Österreich und Steiermark; später kamen Kärnten, Krain, später Tirol, Böhmen, Kroatien und Teile Ungarns dazu. Österreich stieg unter den Habsburgern zur Großmacht auf und wurde 1452 Kaiserreich. 400 Jahre lang, von 1439 bis 1806, stellte das Haus Österreich-Habsburg fast ununterbrochen die römisch-deutschen Kaiser und die deutschen Könige.
Das Reich der Habsburger
"Bella gerant alii, tu felix Austria nube! – Kriege mögen andere führen. Du, glückliches Österreich, heirate! Nam que Mars aliis, dat tibi diva Venus. Denn was Mars den anderen, gibt dir die göttliche Venus.", so das Motto des österreichischen Herrscherhauses. Mit einer geschickten Heiratspolitik sicherte sich das Haus Habsburg territoriale Ausdehnung, den Aufstieg zur Großmacht und politischen Einfluss auf europäische Fürstenhöfe, darunter Frankreich, Portugal und Spanien und deren Kolonien auf den amerikanischen Kontinenten, im Pazifik, Afrika und Asien. Auf dem Höhepunkt seiner Macht erweiterte sich das Hoheitsgebiet der Habsburger zu einem Weltreich, in dem buchstäblich "die Sonne nicht unterging".
Reformer, Mäzene und Künstler
Das Herrschergeschlecht Habsburg zeichnete sich über mehr als ein halbes Jahrtausend durch große politische Ambitionen aus. Doch abseits ihrer Macht- und Heiratspolitik und dank künstlerischer und feinsinniger Begabung beschäftigten sich viele Habsburger mit sozialpolitischen Reformen, stifteten Klöster und waren Förderer der Künste und Wissenschaften oder gar selbst Maler, Musiker und Komponisten: Kaiser Joseph I. sprach sieben Sprachen und war ausgebildeter Architekt. Kaiser Leopold I., selbst ein bedeutender Komponist, brachte Wien den Ruf einer „Musikstadt“. Maria Theresia führte die Unterrichtspflicht sowie ein einheitliches Strafrecht ein und sorgte für die Aufhebung von Folter. Erzherzog Johann wirkte über Jahrzehnte in der Steiermark als Modernisierer und Begründer wirtschaftlicher und sozialer Reformen.
Das Ende der Herrschaft
Die Herrschaft des Hauses Habsburg-Lothringen endete im Jahre 1918 mit dem Rücktritt Kaiser Karls I. als österreichischer Kaiser und König von Ungarn, der auf alle Staatsgeschäfte verzichtete, formell aber nicht abdankte. Die Kaiserfamilie wurde verbannt und ging ins Exil. 1961 leistete Otto von Habsburg, Sohn des letzten Kaisers Karls I., die im Habsburgergesetz geforderte Verzichtserklärung und durfte wieder nach Österreich einreisen. Er ruht seit 2011 in der Kapuzinergruft.
Die Kapuziner
Die Kapuziner bilden mit den Franziskanern und den Minoriten zusammen den ersten Orden des heiligen Franziskus. Franz von Assisi (1181-1226) hatte zunächst gar nicht vor, einen Orden zu gründen. Er begann einfach das Evangelium in radikaler Armut zu leben. Ganz schlicht fing er bei sich selber an und führte so den Menschen aller Zeiten überzeugend vor Augen: Nicht durch Macht, Geld und Vergnügen geschieht wahre Befreiung, sondern in der Hingabe an das Reich Gottes.
Bald strömten ihm Tausende zu. So entstand eine Bruderschaft. Ihre kurze, einfache Regel wurde bald durch Papst Innozenz III. gutgeheißen.
In einer Reformbewegung im Franziskusorden vereinigten sich um 1528 viele Brüder in einer neuen Gruppierung; sie wurden Kapuziner genannt. Die Bereitschaft, dem Reich Gottes mit ganzer Kraft zu dienen, führte zu den verschiedensten Engagements. So pflegten Kapuziner in Pestepidemien die Kranken und in Paris waren sie die freiwillige Feuerwehr. Sie waren Einsiedler und Prediger, Bettelbrüder und Diplomaten, Beichtväter und Missionare, Handwerker und Wissenschaftler.