Kirche St. Radegund im Lesachtal
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Die der heiligen Radegundis geweihte Kirche St. Radegund liegt am Ausgang des Radegundergrabens zwischen den Ortschaften Wiesen und St. Lorenzen in der Gemeinde Lesachtal in Kärnten.
Die Kirche war bereits früh als Wallfahrtskirche von regionaler Bedeutung. So belegt die Gottesdienstordnung der Pfarre Maria Luggau von 1754 geschlossene Prozessionen der Pfarrgemeinde jeden Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und dem Sonntag nach dem letzten Kornschnitt im Herbst ab 06:00 Uhr und nach einer dortigen Andacht wieder zum Hauptgottesdienst in die Pfarrkirche zurück. Das bedeutet ca. 3 km Fußmarsch und die Überwindung von ca. 300 Höhenmetern in jeweils beiden Richtungen. Bei einer anzunehmenden Prozessionsgeschwindigkeit von etwa 2 km/h und einer Dauer der Andacht von 30 bis 60 Minuten begann die Sonntagsmesse dann wohl um 10.00 Uhr. Da nach damaliger katholischer Vorschrift der Messbesuch nüchtern zu erfolgen hatte, wurde diese Anstrengung nach 24-stündiger Nüchternheit unternommen.
Die 1370 erstmals urkundlich genannte und der heiligen Brotpatronin Radegundis geweihte Kirche ist im Kern ein um 1058 errichteter romanischer Bau, der ursprünglich flach gedeckt war und eine Rundapsis hatte. Ein spätgotischer Umbau erfolgte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Bei einer Renovierung im Jahre 1882 wurden die Fresken im Inneren der Kirche übertüncht. Bei einer weiteren Renovierung 1932 wurde versucht, sie wieder freizulegen, wobei sie aber schwerstens beschädigt wurden. Damals wurde auch die Kanzel abgebrochen. Bei der Restaurierung 1999 wurde die spätgotische Architekturpolychromie innen und außen wiederhergestellt und das kleine romanische Rundbogenfenster aus dem Jahre 1058 wieder geöffnet.
Der hohe Bau mit steilem Dach und hölzernem Dachreiter mit Spitzgiebelhelm hat einen 3/8-Schluss. Im Westen ist eine niedrigere gemauerte Vorhalle in Schiffsbreite angebaut. Der Chorschluss wird durch einfach abgetreppte dreikantige Streben gestützt. Die Kirche besitzt im Chor drei Lanzettfenster mit ursprünglichem Maßwerk, sowie ein weiteres an der Südseite des Langhauses. An der Südwand ist ein spätgotisches Fresko aus dem 15. Jahrhundert zu sehen, das durch den Mauerausbruch für das Fenster (um 1500) beschädigt wurde. Von den Heiligen ist nur mehr die heilige Katharina mit der Krone und dem Rad erkennbar. Das 1520 entstandene Christophorus-Fresko wird Urban Görtschacher zugeschrieben. Während das Gewand des Heiligen noch im gotischen Stil gemalt ist, kann die Malweise des restlichen Bildes bereits der Renaissance zugerechnet werden. Über dem dreijochigen Langhaus streckt sich ein Netzrippengewölbe, das auf gekehlten Wandpfeilern mit halbrunder Vorlage ruht. Ein eingezogener spitzbogiger Triumphbogen verbindet das Langhaus mit dem Chor. Der einjochige Chor mit 3/8-Schluss wird von einem Netzrippengewölbe auf Runddiensten überspannt. Im Inneren der Kirche wurden an der nördlichen und südlichen Wand 1946 Fresken aus dem 14. bis 15. Jahrhundert entdeckt. Sie zeigen die Anbetung der Könige, stehende Heilige und Engel.
Der 1653 entstandene Hochaltar, ein Säulenädikulaaltar mit gesprengtem Segmentgiebel, Knorpelwerkdekor und im 18. Jahrhundert hinzugefügtem Tabernakel, birgt in der Nische die Statue der heiligen Radegundis. Bei der Restaurierung 1999 wurde der Altaraufsatz mit dem Bild des Antonius von Padua abgenommen und als eigener Altar an der Chornordwand aufgestellt. Ins Diözesanmuseum Klagenfurt überstellt wurden die Schnitzbüsten der Heiligen Augustinus und Nikolaus, sowie schon 1932[2] die Figur der heiligen Kümmernis aus dem 17. Jahrhundert.
Das derzeitige Geläute ist das dritte bekannte. Die ersten zwei bekannten Glocken mussten im März 1917 abgeliefert werden. Die daraufhin aus Spenden 1933 angeschafften hingen nur bis 1942. Auch sie fielen einer kriegsbedingten Metallsammlung zum Opfer. Am Ostersonntag 1952 wurden die beiden derzeitigen Glocken, die eine zu Ehren der heiligen Radegund, die andere zu Ehren der Wetterheiligen Johannes und Paulus, geweiht.