Kirche in Gurnitz
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Schon zur Zeit des frühmittelalterlichen Königshofes dürfte in Gurnitz ein kirchliches Zentrum bestanden haben. Gurnitz gilt als die älteste Martinskirche Kärntens. Der erste Pfarrer zu Gurnitz, ein gewisser Bernhardus Plebanus de Gurnitz, wurde allerdings erst am 19. Februar 1219 urkundlich erwähnt. Doch schon 1240 begegnet man dem ersten Gurnitzer Propst, der Ditricus hieß. Vor 1240 wurde in Gurnitz ein Kollegiatkapitel nach Augustinerchorherrenregel eingerichtet. 1469 war der berühmte Kärntner Geschichtsschreiber Jakob Unrest Chorherr in Gurnitz. Die Pröpste von Gurnitz gehörten bis 1848 der Kurie der geistlichen Landstände im Kärntner Landtag an. Die Propstei war einst reich mit Grundbesitz in der näheren Umgebung ausgestattet.
Trotz ihres hohen Alters wird das Erscheinungsbild der heutigen, auf einem felsigen Ausläufer des Sattnitzabhanges gelegenen Kirche durch barocke Um- und Zubauten bestimmt, die Propst J. Benedikt Mitterholzer durchführen ließ. Noch vom mittelalterlichen Bau stammen das Turmuntergeschoss und die südlich angebaute Nikolauskapelle. Dem Umbau des Langhauses mit einer Achsendrehung gegen Süden in der Zeit um 1640 wurde dann 1773 ein platzlgewölbter Chor angefügt. Mit Ausnahme mehrerer Renaissancegrabsteine entstammt die Einrichtung hauptsächlich der Zeit zwischen 1720 und 1780.
Der Altar der Kirche ist "geostet" und wie die Kirche selbst dem hl. Martin geweiht. Der linke Seitenaltar ist dem Erzengel Michael, der rechte der Gottesmutter Maria gewidmet. Die Darstellungen sind typisch barock. Besonders bemerkenswert sind die Darstellung der Kreuzigungsgruppe und die Leuchter. Im Mauerwerk der Ostwand des Kirchenschiffes sind ferner die Umrisse eines hohen Spitzbogens zu bemerken. Hierbei dürfte es sich um einen Triumphbogen des ursprünglichen und somit mittelalterlichen Sakralbaues handeln. Unmittelbar daneben steht der Grabstein des uns nun schon als Bauherren bekannten Propstes Mitterholzer. Überhaupt zeichnen das Kircheninnere die zahlreichen Grabsteine der Pröpste zu Gurnitz aus, während die Kapläne unter dem Kirchenfußboden begraben liegen.
Ein besonders schöner Grabstein, unweit der Kommunionbank, erinnert an Ritter von Neuhaus, einen der Besitzer von Greifenfels. Der Stein trägt folgende Inschrift: “Hie liegt begraben der edle und gestrenge Herr Georg Sigmund von Neuhaus, Herr auf Greifenfels, Ernhausen, Ebenthal und Kolegg, gewester salzburgischer Rath datiert 1600”. Die Orgel wurde von Marie Stefun, einer Gurnitzer Schmiedtochter, gestiftet. Ein besonderes Schmuckstuck stellt der Altarschrank der Kirche dar, der schon dem Verfall nahe war und im Jahre 1987 von Albin Schneeweiß saniert und vom alten Messner, Franz Werschnak, vergoldet wurde. Diesen beiden Männern und dem Pfarrer Prof. Raimund Wang ist die Generalrenovierung der Kirche und des Propsteigebäudes zu verdanken, wodurch diese wertvolle Bausubstanz für viele Jahrzehnte aufgewertet und gesichert wurde.
Das Geläut der Kirche hat sechs Glocken, die seit der Renovierung in den Achtzigerjahren elektrisch betrieben werden. Die Kirche ist mit dem Propsteigebäude durch einen Gang verbunden. An der nordseitigen Außenwand der Propstei entdeckt man noch die Skulptur eines romanischen Löwen, der ein Symbol des Wehrwillens von Burg, Kirche und Propstei darstellen soll. Die Propstei ist ein eher schmucklos wirkender Bau, der in seiner heutigen Form auf Zu- und Umbauten im 16. und 17. Jahrhundert zurückgeht. Im unteren Geschoss befinden sich Wirtschaftsräume, im ersten Stock der Pfarrsaal, das sogenannte Vogelzimmer und die Galerie der Pröpste von Gurnitz. In der Propstei befand sich bis 1950 in einem Schrank im Obergeschoss ein Buch mit Aufzeichnungen über die Urbarien, somit die Abgaben und Steuern, die der Herrschaft, in diesem Falle auch der Propstei, zu erbringen waren.