Waldbauernmuseum in Gutenstein im oberen Piestingtal in Niederösterreich
Judith PawelakMarkt 31
2720 Gutenstein
Telefon: +43 (0)676/7370454
pawelak-ast@aon.at
http://www.waldbauernmuseum.at
Die Waldbauern übernahmen eine Vielzahl von Arbeiten und sicherten so ihr Überleben. Im Waldbauernmuseum in Gutenstein im oberen Piestingtal sind diese Tätigkeiten dokumentiert und zum „begreifen“ aufbereitet.
In 13 Werkstätten wird das ursprüngliche Handwerk der Waldbauern sichtbar: vom Korbflechter über Holzknecht, Zimmerer, Kalkbrenner, Köhler, Pecher, Wagner bis hin zum Fuhrwerker.
Ausgestellt sind sämtliche Arten von Holzbearbeitungsgeräten, Brettersägen, Bohrgeräten für den Wasserleitungsbau, Geräten für die Schindelherstellung und vieles mehr. Dokumentarfilme zeigen die handwerklichen Arbeiten im Detail.
Im Freigelände ist ein Sägewerk zu bestaunen und auch das Museumsgebäude - die Hofmühle - mit ihrem Wasserrad und Becherwerk ist ein Beispiel für die Hochtechnologie von einst.
Um Arbeitsvorgänge wirklich „begreifen“ zu können, steht das Ausprobieren und Angreifen im Vordergrund jeder Führung. Dabei erschließt sich Ihnen der Wald nicht nur als vielfältiger Lebensraum, sondern auch über seine höchst unterschiedlichen wirtschaftlichen Nutzungen, welche die Landschaft und ihre Bewohner/innen seit Jahrhunderten prägen.
Öffnungszeiten
1. Mai bis Mitte Oktober
Samstag von 14:00 bis 17:00 Uhr
Sonntag und Feiertag von 10:00 bis 12:00 und 14:00 bis 17:00 Uhr
Juli und August auch Montag bis Freitag von 14:00 bis 17:00 Uhr
Einlass bis 1 Stunde vor Schließung
Ausstellungsinhalte
Im Museum sind folgende Themenbereiche der Waldbauern aufbereitet:
Bottichbinder
In Gutenstein, Schwarzau und Rohr beschäftigten sich die Waldbauern mit der Binderei. Ihre Bottiche, Metzen, Schaffeln und Butten gingen nach Wien, Ungarn und ins Weinviertel.
Hoanzlbank und Reifmesser, Rauhbank und Schablone, Zirkel, Schaber, Dechsel und Kimmhobel waren die wichtigsten Werkzeuge.
Fuhrwerker
Die Produkte, hergestellt aus Holz, führten die Waldbauern mit eigenen Pferden aus dem Land um den Schneeberg ins Flachland und brachten am Rückweg Getreide und Mais, Wein und Salz ins Gebirge.
Herstellung von Rohren und Rinnen
Wer fehlerfreies Langholz ernten konnte, erzeugte Rohre für Wasserleitungen und Rinnen für Dächer.
Holzbringung
Als um 1800 die Wälder um Wien schon abgeholzt waren, griff die Holzproduktion auf das entlegene Tal von Nasswald zu. Für diese schwierige Bringung holte man Fachleute aus dem Salzkammergut unter der Leitung des Holzmeisters Georg Hubmer, des berühmten Raxkönigs, hierher.
Von den Waldbauern wurden viele Geräte und Vorrichtungen selbst erfunden. Sie besaßen erstaunliches Geschick, die notwenigen Werkzeuge für ihre Bedürfnisse zu entwickeln.
Holzknecht
Der Verarbeitung des Holzes gingen Schlägerung und Transport voraus. Dies war der Broterwerb eines selbstständigen Standes - der „freien“ Holzknechte. Werktags wohnten sie in Gemeinschaftshütten im Wald.
Kalkbrenner
Aus Kalkstein und Brennholz erzeugten die Waldbauern Brandkalk. Die Kalkbrenner schürten das Feuer und hielten den Ofen 4 Tage in Brand. Für den Hausgebrauch führte man den gebrannten Kalk mit der Scheibtruhe zur Löschgrube.
Die Maurer löschten diesen mit Wasser und machten mit Sand daraus Mörtel.
Köhler
Die Energie für alle Arten von Maschinen wurde aus Holzkohle erzeugt. 40 % aller Holzarbeiter waren mit der Holzkohlenerzeugung beschäftigt. Die Waldbauern verkauften die Holzkohle an Hammerschmiede, Hufschmiede und Gießereien.
Korbflechter
Alte Menschen, Kranke und Invalide konnten sich mit dem Flechten von Spankörben einen Zusatzerwerb schaffen.
Im Zoanlbock spaltete der Korbflechter die Haselrute zu Spänen. Gut eingeweicht, werden die biegsamen Späne zu Körben verflochten. Der aus Spänen geflochtene Buckelkorb war leicht und haltbar.
Pecher
Am Ostrand der Alpen besaß jeder Waldbauer einen Schwarzföhrenwald, wo er oder sein Pecher das Naturharz gewinnen konnte.
Dazu verletzt der Pecher mit dem Dechsel den Baum und ruft so den Harzfluß hervor. Das Harz wurde in Pechhäferln gesammelt, um daraus Kolophonium und Terpentin zu gewinnen.
Rechenmacher und Heugabelerzeugung
Die Waldbauern machten zunächst Leitern, Rechen und Heugabeln für den Eigenbedarf, später auch für den Holzmarkt in Wiener Neustadt.
Sägewerker
Viele Bauern besaßen ein kleines Sägewerk. Hier wurden Pfosten. Bretter und Latten geschnitten.
Eingespannt im Gatterrahmen, wird die Brettersäge von der Kurbelwelle auf- und niedergetrieben.
Schindelmacher
Hunderttausende Schindeln mit Nut und Feder gingen von Miesenbach ins Wiener Becken und nach Westungarn.
Wagner
Die Waldbauern stellten Felgen und Speichen, Wagenräder und Schlittenkufen für den Eigenbedarf und für den Verkauf her.
Zimmerer
Jeder Waldbauer besaß auch Grundkenntnisse des Zimmermanns, um Bauholz, Brunnenröhren, Dachrinnen und Wassertröge herzustellen.
Museumsgebäude
Manchmal tritt der Glücksfall ein, dass ein Museumsgebäude fast genauso interessant ist wie der eigentliche Museumsinhalt. Beim Waldbauernmuseum in Gutenstein im Piestingtal ist genau das der Fall. Eine 1576 entstandene „Alte Hofmühle“ dient als Ort für ein Museum über die Nebengewerbe der Waldbauern.
Sägewerk
Hohe Stöße von fertigen Brettern lagerten einst rund um die Sägewerke und verbreiteten den Duft von frischem Holz. Heute finden Sie das schon sehr selten.
Das an die Alte Hofmühle anschließende Sägewerk wurde aus Oberpiesting hierher übertragen. Das dazugehörige Wasserrad ist während der Sommersaison in Betrieb.
Umfeld
Rund um das Waldbauernmuseum gibt es eine große Wiese, einen Trinkwasserbrunnen, viele Sitzbänke und wunderbare Ausblicke – es ist ein Platz zur Erholung und zum Genießen.
Führung
Damit manche technologischen Prozesse besser verständlich gemacht werden können, ist eine Führung empfehlenswert. Im Rahmen dieser Führung werden Ihnen Arbeitsprozesse vorgeführt und Sie können manche Geräte auch ausprobieren um durch das Angreifen der Werkzeuge vieles „begreiflich“ zu machen.
Die einzelnen Werkstätten sind voneinander unabhängig und können daher in nonstop-Führungen von den Vermittlern/innen gezeigt und erklärt werden.
Gruppenausflüge
Für Gruppen ab 10 zahlenden Personen gibt es einen ermäßigten Tarif für Eintritt und Führung.
Reiseleiter und Busfahrer genießen selbstverständlich freien Eintritt.
Die NÖ Card wird auch bei Gruppen akzeptiert.
Eigene Einführungsfilme dienen einerseits der Vertiefung der Museumsführung, andererseits können diese auch als Schlechtwetterprogramm angeboten werden.
Angebote für Kindergruppen
Schulklassen und Kindergruppen werden von erfahrenen Vermittlern/innen, dem Alter entsprechend, betreut und angeleitet. Bei diesen geführten Rundgängen wird durch Angreifen und Ausprobieren von Werkzeugen und dem Werkstoff Holz vieles leicht „begriffen“.
Rätselrallye
Für Jugendliche und Familien kann auf Wunsch eine Rätselrallye absolviert werden. Mit einem Handy werden QR Codes gesucht und damit die Antworten gefunden. Es winken auch kleine Preise!
Fachexkursionen
Interessieren Sie längst vergessene Erwerbszweige? Im Waldbauernmuseum Gutenstein erhalten Sie Einblick von der bäuerlichen Holzverarbeitung bis hin zur modernen Industrie.
Shop
Am Ende des Museumsbesuchs besteht die Möglichkeit im Museumsladen Fachbücher, kleine Küchengeräte, Spielzeug aus Holz, Harzprodukte oder ein Andenken an den Ausflug nach Gutenstein ins Waldbauernmuseum zu erwerben.
Museumsgütesiegel
Das Waldbauernmuseum Gutenstein ist mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Dieses Gütesiegel ist nicht nur Lohn für die bisherige Arbeit der Museumsbetreiber/innen, sondern zugleich auch ein klarer Auftrag für die Zukunft.
Entstehung der Sammlung
Das Waldbauernmuseum Gutenstein ist aus der volkskundlichen Privatsammlung von Wilhelm und Hiltraud Ast hervorgegangen, die 1950 begonnen wurde. Alles, was mit der Verarbeitung von Holz zu tun hat, wurde ausgewählt und 1965 in ein vierhundertjähriges Mühlengebäude übertragen.
Die Modelle und Filme wurden von Herrn Anton Lehner zusammengestellt, der ebenfalls maßgeblich an der Gründung des Museums beteiligt war. Heutige Leiterin ist Frau Judith Pawelak-Ast.
NÖ Card
Das Waldbauernmuseum Gutenstein ist auch Mitglied der NÖ Card. Diese wird auch bei Gruppen akzeptiert.
Barrierefreiheit
Das Waldbauernmuseum ist in der Alten Hofmühle, einem 400 jährigen Gebäude untergebracht. Die Ausstellung befindet sich in 3 Geschoßen und 2 Zwischengeschoßen, sodass eine Adaption zur Barrierefreiheit fast unmöglich ist.
Für Menschen mit Gehbehinderung hat das Waldbauernmuseum daher ein Programm zusammengestellt, das bei den Gästen sehr gut ankommt: In dem gemütlichen Film- und Veranstaltungsraum kann die Museumsführung im Film betrachtet werden. Anschließend wird von den Vermittlern/innen die jeweilige Sonderausstellung erläutert, das Erdgeschoß gezeigt und – wenn gewünscht – der Außenbereich mit Wasserrad, Sägewerk, Leiternerzeugung, Beschlagstall und wirtschaftlich interessanten Sträuchern erklärt.
Nachdem im Waldbauernmuseum Gutenstein jeder Gast durch das Haus geführt wird, werden anderen Bedürfnissen selbstverständlich auch Rechnung getragen. Als Besucher/in dürfen Sie vielerlei Geräte angreifen, was Besuchern/innen mit Sehbehinderung zu Gute kommt. Durch die Demonstration von Arbeitsabläufen können Hörbehinderte und fremdsprachige Gäste den Ausführungen der Vermittler/innen leicht folgen.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass durch die professionellen Führungen und den persönlichen Kontakt mit den Besuchern/innen allen Gästen ein unvergessliches Museumserlebnis geboten wird.
Weitere Informationen
finden Sie unter www.waldbauernmuseum.at