Kirche Nestelbach
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Ursprung und Name des kleinen Kirchweilers östlich von Graz gehen auf die Karolingerzeit zurück. Im Jahre 860 schenkte König Ludwig der Deutsche dem Salzburger Erzbischof vier Besitzungen in der Oststeiermark, darunter das kleine Gut "ad Nezelinpach". Es vermochte sich über die Ungarnstürme zu retten und kam 1218 an das neu gegründete Bistum Seckau, das den Besitz an Lehensritter vergab.
1351 wird ein Georg von Nestelbach genannt. Nach den Türken- und Ungarnwirren des späten 13. Jahrhunderts ist der Ort vorübergehend völlig ausgestorben. Die Pfarrkirche Hlg. Jakobus des Älteren wurde in unbequemer Hanglage anstelle einer 1446 genannten älteren Kirche in den Jahren 1779 - 1783 völlig neu errichtet. Der schlanke spätbarocke Bau stellt im Inneren einen "schönen spätbarocken Raum" dar, mit einem quadratischen Mittelteil mit böhmischen Gewölbe zwischen dem eingezogenen Chor und dem ebenfalls schmäleren Joch mit der Orgelempore auf der Eingangsseite.
Die gegen Osten gerichtete hohe Fassade gipfelt in einem Giebelturm und schwingt an den durch Riesenpilaster markierten Seiten einwärts. Das dekorativ gerahmte Mittelportal wird von zwei kleinen Figurennischen flankiert, die Skulpturen des hlg. Florian und Johannes Nepomuk enthalten. Die einfache Freskierung der Gewölbe erfolgte laut Signatur im Jahre 1934 durch Franz Mischkofsky nach Entwürfen von Ludwig Kurz-Goldenstein. Sie besteht im Chorschluß aus einer nüchternen szenischen Darstellung Gottvaters und Christi mit Fürbitten, Maria und Josef, weiters im Chorjoch aus den vier Evangelisten im barockisierten Medaillons, denen im Gewölbe des Mitteljochs die vier Kirchenväter entsprechen. Oben den mit leicht vorschwingenden Balkonbrüstungen ausgestalteten Oratorienöffnungen sind in Medaillons Katharina von Siena und Aloisius und über dem Hauptportal Konrad v. Parzham zu sehen.
Die uneinheitliche, weil zum Teil aus anderen Kirchen zusammengeholte Einrichtung weist einige vorzügliche Werke auf: Der Hochaltar, ein hoher Säulenaltar der 1. H.d.18.JH.s, wird dem Grazer Bildhauer Johann Jakob Schoy zugeschrieben. In seiner mittleren Baldachimnische ist die gekrönte Sitzfigur der Maria-Schutz mit Zepter und Christuskind zu sehen, die Ziel einer lokalen Marienverehrung war. Im Oberbild der Kirchenheilige Jakobus der Ältere. Die großen Seitenfiguren M.Hofbauer und Notburga wurden von Peter Neuböck 1913 gestaltet. Der Rokokotabernakel stammt aus Mürzhofen und wurde 1995 in das Altarretabel eingefügt. Die beiden Seitenaltäre, datiert 1648, sind aus St. Peter bei Graz und leider zum Teil mit neugotischen Statuen besetzt.
Doch ist die hohe Kunst Sebastian Erlachers, der die Altäre schuf, in der hlg. Katharina und Barbara auf der Gebälkvolute zu erkennen. Ein Meisterwerk des Bildhauers Veit Königer von 1764 ist die Kanzel, die aus der 1784 abgebrochenen Grazer Clarissinnen Kirche übertragen wurde. Sie trägt an der Vorderseite des Jorbes eine ältere Wappenschrift: "Stifterin Maria Erzherzogin von Österreich, geborene Herzogin aus Bayern 1602", die sich auf die Entstehung der Clarissinnenkirche bezieht. Die Figuren der Kanzelbrüstung stellen eindrucksvoll die Kardinaltugenden Glaube, Hoffnung und Liebe dar.
Am Schalldach ist der hlg. Bernhardin v. Siena, assistiert von Engel-Putten dargestellt. Ein Meisterwerk anderer Art ist der monumentale spätgotische Kruzifixus aus der Zeit um 1520, der durch die gespannte Dramatik und den intensiven Realismus seiner Darstellung berührt. Die hlg. Barbara und schmerzhafte Maria am Mitteljochpfeiler bzw. am rückwärtigen Jochbogen werden 1720/30 datiert. Jakob Schoy zugeschrieben, wurden leider im späten 19. Jh. entstellend überfaßt. In der Vorhalle eine mit Stoffkleidern gewandete Marienfigur um 1700 v. den Dominikanerinnen in der Bürgergasse in Graz gestaltet, war Mittelpunkt einer großen Marienwallfahrt in der Mitte d. 18. Jahrhunderts.