Kirche Gratwein

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Von der ersten Pfarrkirche, ungefähr 860 errichtet, steht heute nichts mehr. Sie war dem Hl. Rupert geweiht. Die ältesten Bauteile der heutigen Kirche stammen aus den Jahren um 1200. Die Grundmauern des Kirchenschiffes und des Turmes wurden in der Zeit der Spätromanik errichtet, ebenso vermutlich die Mauern des Langhauses, da sie keine Strebepfeiler aufweisen. Das Langhaus, 21 m lang und 13 m breit, wurde in der Gotik in drei gleich breite Schiffe geteilt und besaß ursprüngliche kleine spitzbogige Fenster. Diese wurden im Jahr 1466 zugemauert und durch die heutigen großen Fenster ersetzt. Acht achteckige Pfeiler tragen ein Kreuzrippengewölbe. Zwischen dem letzten Pfeilerpaar und der Westwand erstreckt sich die gotische Orgelempore.

Der Aufgang zu dieser führt über eine Wendeltreppe. Auch der Turm bekam zu dieser Zeit eine Erhöhung auf 30 m. Im untersten Bereich wurden die Mauern verstärkt. Um 1400 entstand das Presbyterium (Altarraum). 1511 wurden das Südportal und der Orgelchor neu errichtet. In einer Schrift von 1487 werden drei Altäre genannt: Rupert-, Maria- und Katharinen-Altar. 1618 wird bereits von 5 Altären gesprochen, 1755 wieder nur von dreien:Rupert-, Marien- und Michaels-Altar. Der aus Holz gefertigte Hochalter stammt aus der Barockzeit, ca. 1769. Das Altarbild, vermutlich von Philipp Carl Laubmann, zeigt den Hl. Bischof Rupert. Er kniet auf einer Wolke, der Kopf ist seitlich nach rechts geneigt, der Blick nach oben zum Licht, zu Gott,gerichtet. 1873 wurde das Bild entfernt und dafür eine Statue des Hl. Rupert aufgestellt.

Seit Dezember 1998 befindet sich das Bild wieder am Hochaltar und die Statue seit 2003 über dem hinteren südlichen Eingang. Die Statuen der Feuer- und Wetterpatrone, Florian und Donatus, sind ebenfalls am Hochaltar zu sehen. Beide werden dargestellt als römische Soldaten. Der Hl. Florian trägt in der einen Hand eine Fahne, in der anderen einen Kübel, aus dem er Wasser auf ein brennendes Haus schüttet. Der Hl. Donatus hält in seiner rechten Hand ein Bündel Feuer und einen Blitz. Zu seinen Füßen steht eine Getreidegarbe mit Märtyrerpalme. In den Wolken am Hochaltaraufbau sieht man Gottvater, umgeben von mehreren Engeln. Im Zuge der Innenrestaurierung im Jahr 1998 wurde ein Volksaltar und ein Ambo aus Glas, sowie das Taufbecken nach den Plänen vom Architektenteam Tritthart, Graz, gestaltet.

Der Marienaltar (Mitte links) wurde 1818 neu errichtet. Das Ölbild (Josef Wonsiedler, 1854) stellt die Szene der Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria dar. Der Patritiusaltar (Mitte rechts) wurde ebenfalls 1818 neu aufgestellt. Das Bild zeigt den Hl. Patritius als Bischof auf einer Wolke, über ihm das göttliche Licht, von vielen Engeln umgeben. Auf der Erde sind Menschen dargestellt, die von Krankheit gezeichnet sind. Die Aussage dieses Bildes: Alle Menschen, die mit Leid und Schuld beladen sind, finden im Hl. Patritius einen Fürsprecher, der ihre Anliegen zu Gott trägt. 1743 ließ Pater Augustin Schragl an der Nordseite des Langhauses eine eigene Kapelle erbauen. Er übernahm den Altar des Täufers Johannes von der abgebrochen Stiftskirche in Rein. 40 Jahre lang befand sich das Bild des Hl. Patritius in dieser Kapelle. Es kamen unzählige Wallfahrer nach Gratwein, vor allem am 17. März, dem Festtag des Hl. Patritius, um diesen Heiligen zu verehren und Hilfe zu erbitten.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde in dieser Kapelle das Kriegerdenkmal errichtet und 1998 an die Westseite der Kirche verlegt. Die Nordwand der Kapelle, die seit 1998 als Taufkapelle dient, wurde 2004 mit dem Text „Der Herr ist mein Hirt ...“ in vier verschiedenen Sprachen von Karin Dolgan-Höfler nach einem Entwurf von Jasmin Bassa künstlerisch gestaltet. Die Kanzel, aus Holz gefertigt, dürfte aus dem Jahr 1818 stammen. Bereits 1765 gab es eine kleine Barockorgel mit 8 oder 9 Registern. 1917 bekam die Kirche eine neue Orgel von der Orgelbaufirma Albert Mauracher. Das alte Gehäuse wurde vollständig abgetragen und durch ein neugotisches ersetzt. Diese Orgel hatte 14 Register und 2 Manuale. 1963 war sie bereits so stark vom Holzwurm befallen, dass es zum Neubau der jetzigen Orgel durch die Firma Hopferwieser, Graz, kam. Auch sie besitzt 14 Register auf 2 Manualen und Pedal. Drei von vier Glocken mussten im 2. Weltkrieg abgeliefert werden.

Am 24. September 1950 wurden drei neue Glocken aus der Glockengießerei St. Florian eingeweiht. Rupertiglocke (Ton f ’, 812 kg, Æ 115 cm), Marienglocke (Ton a’, 456 kg, Æ 93 cm), Feuerglocke (Ton c’’, 235 kg, Æ 75 cm). Somit sind mit der alten Sterbeglocke wieder 4 Glocken vorhanden. In den zwei Chorschlussfenstern befanden sich Fragmente alter Glasfenster aus der Mitte des 15. Jhdts.Die Gläser wurden 1904 dem Landesmuseum Joanneum in Graz verkauft und mit dem Geldim selben Jahr die jetzigen Glasfenster erworben. In Verbindung mit der Außenrestaurierung der Kirche wurden die Glasfenster 2004 in der Glasmalerei Stift Schlierbach restauriert und 2005 wieder eingesetzt. Die Kirche ist durch einen von zwei Bogen getragenen Gang mit dem spätgotischen Pfarrhof verbunden. In der Einfahrt, die in den barocken Arkadenhof führt, sind römische Reliefs eingemauert, die in ca. 1 km Entfernung von der Kirche gefunden wurden. Sie stammen aus dem 2. Jhdt. nach Christus.

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