Metnitzer Totentanzmuseum
Marktplatz 7
9363 Metnitz
Telefon: +43 (0)664/8751797 (Vinzenz Ebner, Totentanz-Beauftragter der Pfarre Metnitz)
info@totentanz.eu
http://www.totentanz.eu
Der Markt Metnitz in der Nähe der Burgenstadt Friesach ist ein idyllischer Ort – und er hat etwas Einzigartiges zu bieten! Es ist kein weiterer Ort in Europa bekannt, an dem der Totentanz so vielfältig und umfangreich in Erscheinung tritt wie hier in Metnitz.
Das Totentanzmuseum bietet den Rahmen für eine hervorragende Präsentation der historischen mittelalterlichen Totentanzfresken sowie weiterer Totentänze aus dem Mittelalter und für moderne Totentanzdarstellungen aus der Gegenwart.
In unmittelbarer Nähe steht der gotische Karner mit den Freskenkopien des Totentanzes, die frühgotische Kirche und dann gibt auch noch das Totenschiff – ein Bühnenbild vom Totentanzspiel – zu besichtigen.
Apropo Totentanzspiel: Bei diesem weit über Österreich hinaus bekannten Volksspiel können Sie alle 4 Jahre als Besucher/in dabei sein.
Metnitzer Totentanz
Diese Kurzbezeichnug benennt zwei großartige kulturelle Leistungen in Metnitz. Den Freskenzyklus mit Spruchband auf dem Karner und ein Volksschauspiel, aufgeführt vor dem Karner von Laienschauspielern/innen und Chören aus Metnitz.
Beide Darstellungsformen gehen auf das Mittelalter zurück und behandeln dasselbe Thema: Die Gleichheit aller Menschen vor dem Tod, der weder Standes- noch Altersunterschiede kennt. Nur zu oft unerwartet und unerbittlich tritt er vor den einzelnen und holt ihn gleichsam „zum Tanz.“
Die Textvorlagen des Freskenbandes und des Spieles sind verschieden. Die Vierzeiler am Fresko, die Tod und Opfer in den Mund gelegt werden, entstammen dem Heidelberger Blockbuch (gedruckt 1465 in Basel).
Im ursprünglich geistlichen Volksschauspiel, das vor allem Buße predigt, sind verschiedene Liedtexte zusammengefasst. Ausgehend von Klöstern und Städten hat sich die Spieltradition in der bäuerlichen Bevölkerung erhalten. So wurde der Totentanz in der Gegend von Moosburg noch 1870 gespielt und dort 1924 als „Kärntner Totentanz“ aufgezeichnet.
In Metnitz wird das Spiel seit 1957 – und zwar alle vier Jahre – wieder aufgeführt.
Metnitzer Totentanzmuseum
Das Totentanzmuseum bietet den Rahmen für eine hervorragende Präsentation einzigartiger Besonderheiten, die es in Österreich nur einmal – und zwar hier in Metnitz – zu sehen gibt.
In diesem Museum befinden sich die einzigen in Österreich erhaltenen Fresken eines monumentalen Totentanzes aus dem 15. Jahrhundert. Ebenso Aquarellkopien aus dem Jahr 1885 sowie zeitgenössische Werke zum Thema „Totentanz“ wie der Bildzyklus „Ein Totentanz“ von Professor Peter Brandstätter, der „neue Füssener Totentanz“ von Herwig Zens.
Weitere Kostbarkeiten sind die 19 farbig glasierten Keramikreliefs „Der Metnitzer Totentanz lebt“ und die Totentanzpassion von Ruth Hanko. Das Metnitzer Totentanzmuseum beherbergt auch eine hervorragende Dokumentation über das Wesen der wichtigsten europäischen Totentänze.
Das mittelalterliche monumentalte Totentanzfresko beginnt mit der Gruppe eines zu Papst, Kaiser und Kardinal predigenden Dominikaners. Hierauf folgen 25 Figurenpaare, entsprechend der ständischen Hierachie gereiht, angeführt vom Papst, der vom Tod in Richtung Höllenrachen geführt wird.
Die Vertreter der Stände sind durch ihre Attribute und charakteristische Kleidung identifizierbar, die Vertreter der Freudalmacht durch ihre Insignien (z. B. Papstkrone), die Unterschicht durch ihre Arbeitswerkzeuge. Am Ende des Zuges, also ganz unten auf der sozialen Stufenleiter, erscheinen die Mutter und das Kind, davor der Bauer, der Koch und der Krüppel. Der Reigen schließt mit der Darstellung eines weiteren Predigers, eines Franziskaners, der sich an das einfache Volk wendet, das am Fuße seiner Kanzel sitzt und vom Tod zum Mitgehen aufgefordert wird.
Der Tod erscheint als halbverwester Leichnam, mit aufgebrochenem Bauch und in stets wechselnder Farbigkeit. Die Vertreter der Stände folgen ihm überwiegend starr widerstrebend, manche auch ergeben. Meist nimmt der Tod sie bei der Hand. Bei einigen Paaren bläst er dazu die Trompete oder schlägt die Trommel oder hat sich wie in einem grausigen Karneval mit einem Leichentuch oder einer Kinnbinde drapiert.
Alte mittelalterliche Vorstellungen von Vergänglichkeit werden im Totentanz neu interpretiert. Die „macabre“, aber auch suggestive Vergegenwärtigung des tanzenden Todes, personalisiert als halbverwester Leichnam, wird mit dem radikal formulierten Anspruch auf Gleichheit aller gesellschaftlichen Schichten vor dem Tod verbunden. Die Ambivalenz der Aussage des Bildthemas zeigt sich am deutlichsten in den zugehörigen Texten, welche einerseits religiös moralisierend sind, anderseits sehr direkte Kritik an den herrschenden Schichten der Feudalgesellschaft ausüben.
Öffnungszeiten Totentanzmuseum
1.Mai bis 15. Oktober
Dienstag bis Sonntag von10:00 bis 12:00 Uhr und 14:00 bis 17:00 Uhr oder nach Vereinbarung
Sonderausstellung 2024
„Das Mädchen und der Tod“ „Der Tod und das Mädchen“
von Mag. Egon Guggenbichler
Ausstellungsdauer: 10. Mai bis 15. Oktober 2024
Zunächst geht es in ironisch-humorvollerweise um das Thema „Der Tod und das Mädchen“. In der Umkehrung des Titels zu „Das Mädchen und der Tod“ wird das Mädchen in den Mittelpunkt gestellt. Der Tod wirbt um das Mädchen (Synonym für das Leben), tanzt mit ihm, liegt ihm zu Füßen, verliebt sich in es. „Du sei mein Leben“, „verlass mich nicht“, „ich bin der Deine“. Der Tod scheint hier der Verführte zu sein.
Aus dem Fundus von Aktstudien am Modell werden Zeichnungen ausgewählt und überarbeitet. Die gesuchten Titel derselben ergeben ein sinniges Gedicht.
Karner
Der Karner befindet sich unmittelbar südlich der Pfarrkirche von Metnitz. Er ist ein kleiner achteckiger Bau mit steilem Pyramidendach und Dachlaterne. Der Eingang zum Beinhaus im Untergeschoß liegt im Osten, jener zum oberen gewölbten Raum im Norden.
Die Totentanzfresken, mit drei Gruppen und 25 Standesvertretern jeweils mit dem Tod, waren als ca. 1,20 m breiter und insgesamt 50 m langer Fries auf die Außenmauer des Karners gemalt. Da diese ständig den Witterungseinflüssen ausgesetzt waren, wurden sie teilweise so stark beschädigt, dass schließlich 1968/69 die am besten erhaltenen Teile abgenommen und in die Restaurierungswerkstätte des Bundesdenkmalamtes gebracht wurden. Seit 1996 befinden sich die mittelalterlichen „Originalfresken“ im Totentanzmuseum.
Im Jahre 1989 wurde am Karner eine Kopie des Totentanzes in Freskotechnik angefertigt. Als Vorlage dienten die teilweise noch erhaltenen Originalfresken, die Aquarellkopien aus dem Jahre 1885 sowie Darstellungen aus dem Heidelberger Blockbuch.
Totenschiff von Hans-Peter Profunser
Das Totenschiff, aufgestellt am Pfarrplatz in Metnitz, diente mit seinen scherenschnittartigen Figuren und Sprüchen als Bühnenbild für eine Totentanzaufführung in Berg im Drautal. Die bräunliche Farbe zeigt die Vergänglichkeit des Lebens.
Volksschauspiel Metnitzer Totentanz
Das Totentanzspiel in Metnitz entstand aus den liturgischen Spielen, wie sie im auslaufenden Mittelalter üblich waren. In der geografisch abgeschlossenen Gegend des Marktes Metnitz hat sich diese literarische Kostbarkeit bis heute erhalten. Nach den vielen handschriftlichen Aufzeichnungen, welche von der ortsansässigen, bäuerlichen Bevölkerung über Jahrhunderte hinweg verfasst und organisch dem jeweiligen Zeitgeist und Sprachgebrauch angepasst wurden, wird dieses Spiel aufgeführt.
Die Schauspieler rekrutieren sich ausschließlich aus den Bewohnern/innen der Gemeinde und die Rollen der darstellenden Personen sind zum Teil schon seit Generationen in den jeweiligen Familien weitergegeben worden. Die Aufführungen finden am Kirchhof zwischen dem Karner und der Pfarrkirche statt. Eine Zuschauertribüne mit fünfhundert nummerierten Sitzplätzen garantiert jedem Gast eine gute Sicht.
Das Totentanzspiel beeindruckt durch seine einfache und geradlinige Sprache sowie der Art und Weise, wie der Sensenmann an seine Opfer heran tritt. Er kommt für den einen als überraschend auftretender Knochenmann, für den anderen als erlösender väterlicher Freund. Die vielen „Gesichter“ des Todes und das überzeugende Spiel der ländlichen Laiendarsteller bewirken, dass sich die Zuschauer in die Szene einbezogen und sich als selbst Betroffene fühlen, wenn der Tod in seinem Schlusssatz mahnt:
„Tretet all zu meinem Reigen dar,
die ihr das Leben schon habt gegeben
in Gottes Händ zum seligen End!“
Für die nächste Aufführung heißt es „bitte warten“, sie ist erst für Juli und August 2026 geplant.
Preise und weitere Informationen
finden Sie unter www.totentanz.eu
TIPP: Brauchtumsmuseum Metnitz
Metnitz hat neben dem Totentanz noch eine weitere Besonderheit – das Brauchtumsmuseum! Hier wird das Thema „sterben“ zwar auch berücksichtigt, aber es geht hauptsächlich um das Land und das Leben. Die Exponate sind nicht nur ausgestellt, sondern werden so gezeigt wie sie einst und teils heute noch benützt werden.
Weitere Informationen unter www.metnitz.gv.at/buergerservice/kunst-kultur-religion